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Hawky

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  1. Wir befanden uns seinerzeit gerade auf einer Nato-Übung als eine Notverlegung unseres Flugabwehrraketensystems, zurück in die Heimatstellung erreichte. Es war 1991 zur Zeit des ersten Irak-Krieges und die Bundeswehr hatte eigentlich noch keine Erfahrung mit derart Verteidigungseinsätzen. Uns erreichte der Befehl zur Verlegung des kompletten Systems in die Türkei zur Absicherung eines strategisch wichtigen Luftwaffenstützpunktes im kurdischen Osten des Landes. Erst jetzt stellte man fest, dass unser System überhaupt nicht luftverladefähig war. Also wurden das gesamte Personal ohne System in die Türkei geflogen. Das eigentliche Waffen-System sollte uns per Lufttransport der Russen später nachgeflogen werden. So verbrachten wir die ersten Wochen ohne Waffensystem und vor allem ohne eigene Versorgung tagsüber auf der Base ohne nennenswerte Aufgabe. Untergrbracht waren wir in einem Hotel, einige Kilometer ausserhalb der Stadt. Was sich hier allerdings recht komfortabel anhört täuscht. Einen Stern wird dieses Hotel wohl nie erreichen. Unsere Hauptmahlzeiten bestand eigentlich nur aus trockenem Weisbrot und Apfelsinen, die der Spieß auf dem Basar organisierte. Mit einer der sporadisch eintreffenden Transall erreichte uns auch ein Fresspaket des Bürgermeisters unserer Partnergemeinde. Darunter ein riesiger, geräucherter Schinken über den – nach gerechter Verteilung durch den Spieß – alle mit Heisshunger herfielen. Das leckere Pökelfleisch hatte jedoch einen Nachteil: Es machte extrem durstig. Und so konnte fast das ganze Personal des Nachts beobachtet werden auf der Suche nach etwas trinkbarem. Das Leitungswasser war tabu, da nicht genießbar. Der findige Hotelier hatte hier aber sein Geschäft entdeckt und bot die ganze Nacht über Getränke zu natürlich überteuerten Preisen an. Alsbald gingen ihm jedoch die alkoholfreien Getränke aus und er hatte nur noch das gute Elfi-Bier. In der Not wurde auch dieses in rauen Mengen konsumiert. Die Auswirkungen zeigten sich dann am nächsten Morgen zu Dienstbeginn. Es war wohl kaum jemand in der Lage den Dienstbetrieb aufrecht zu erhalten. Zum Glück jedoch gab es zu diesem Zeitpunkt noch kein Waffensystem was bedient werden wollte und so verschlief die gesamte Staffel den Tag größtenteils nach Befehl unseres selbst betroffenem Staffelchef auf der Base.
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