Es war die erste Woche seiner Grundausbildung. Die harten Stiefel waren nicht sehr angenehm und seine Füße waren bereits voller Blasen. Dazu kam noch der schreckliche Sohlenbrand. "Enttäusche ihn nicht", dachte er sich immer wieder, während die Kompanie, in der er sich befand, zurück in die Kaserne marschierte. Die Schmerzen waren fast unerträglich, doch letztendlich schafften sie es. Er musste sich eingestehen, dass er vermutlich aufgegeben hätte, hätte er nicht gewusst, wie weit der Rückweg zirka war. In dieser Woche wurde seine körperliche und mentale Stärke noch einmal auf die Probe gestellt, doch er gehörte zu den Wenigen, die genug Durchhaltevermögen besaßen, um diesen Test zu bestehen. Er dachte sich immer wieder: "Ich darf ihn nicht enttäuschen." An dem ersten Wochenende bemühte er sich als Erstes um neue Einlagen, um das Tragen der Schuhe angenehmer zu machen. Von da an lag sein Nachteil gegenüber vielen Anderen beim Marschieren nur mehr darin, dass er vor dem Einrücken die letzten Jahre kaum Sport betrieben hatte und er Schwierigkeiten hatte, seine Beinmuskulatur ausreichend zu trainieren, was ihm in den Folgenden Wochen mehrmals unerwünschte Krämpfe bereitete. Die Grundausbildung verging schneller als erwartet, er lernte eine Menge und freute sich darauf, in den nächsten Jahren auch selbst auszubilden, Kurse zu besuchen, die Dienstgrade hinauf zu klettern, Freunde und Kameraden dort zu finden und vielleicht sogar eines Tages Offizier zu werden. Immer wieder wurde er in den folgenden Monaten auf eine sehr harte Probe gestellt, doch er bestand auf den Fortbildungskursen die schriftlichen Tests mit bravour und auch in der Praxis bestand er mit ausreichend guten Noten, obwohl er stets der Jüngste und Unerfahrendste war. Oftmals hatte er das Nachsehen und seine Ratschläge wurden von den älteren Kameraden gerne ignoriert, selten ihm eine Orientierung beim Marschieren anvertraut oder gar ihm das Kommando überlassen. Doch er ertrug all dies ohne großen Widerstand, denn seine Hoffnung gab er noch lange nicht auf. Er konnte es ja gut verstehen, denn wer lässt sich schon gerne von jemandem der deutlich jünger ist und weniger Erfahrung hat, Dinge erklären oder etwas befehlen? Nach langer Zeit des ausgebildet werdens und des Ausbildens, kam der Krieg, in dem viele ihr Leben ließen. Viele Gefechte überstand er unbeschadet. Er konnte nun der ganzen Welt zeigen, was er gelernt hatte, doch es reichte nicht, um in dem gewaltigen Chaos, der zerstörerischen Kraft und dem unendlich lange andauernden Schmerz des Krieges zu überleben. Seine letzten Gedanken waren: "Ich hoffe ich habe Dich nicht enttäuscht, Papa." Geschrieben von Fightergreg8 am 13.3.2015 um 16:40. Mit freundlichen Grüßen.